2. Die Quadratwurzel

2.1 Definition

Die positive Lösung der Gleichung   bezeichnet man als Quadratwurzel aus a, kurz: Wurzel a. Man schreibt dafür  .

Die Zahl a unter der Wurzel bezeichnet man Radikand. Es gilt:  , sowie 

Das Radizieren ist die Umkehrung des Quadrierens.

Es gilt:   <=>   bzw.  .

Ist der Radikand eine Summe, so lässt sich der Term nur vereinfachen, falls die Summe als Quadrat geschrieben werden. Der Summenterm heißt dann vollständiges Quadrat.

2.2 Irrationale Quadratwurzeln

Die Griechen entdeckten die Existenz irrationaler Zahlen am Problem der Quadratverdoppelung: „Wie lange ist die Seitenlänge eines Quadrats mit Flächeninhalt 2?“

Es gibt eine Strecke, deren Länge durch keine rationale Zahl angegeben werden kann.

Die Menge der rationalen Zahlen  ist unvollständig, da nicht für jede Streckenlänge eine rationale Maßzahl existiert.

Das Teilungsverhältnis der Diagonalen eines regelmäßigen Fünfecks zur Grundseite ist ebenfalls irrational. Es trägt den Namen »Goldener Schnitt« und wird uns später in der Geometrie beschäftigen

. 

Beweis zur Irrationalität von  : →AB_M9_2.2Alg

Annahme:  .

Sei   mit   teilerfremd. Dann gilt:   also   . Somit ist  p2 gerade  , also auch  p gerade  , da  . Es gilt daher:   mit   und  . Weil   ist ebenfalls  q2 gerade  , also auch  q gerade  , da  . Da p und q gerade sind, ist   . Dies ist ein Widerspruch zu p und q teilerfremd, also  .                                                                               q.e.d.

2.3 Berechnung von Quadratwurzeln

·        Irrationale Punkte auf der Zahlengerade

Durch Abtragen der Diagonale des Einheitsquadrats lässt sich auf der Zahlengeraden ein Punkt P finden, dem keine rationale Zahl zugeordnet ist. Wir nennen diesen Punkt einen nicht rationalen oder irrationalen Punkt.

Auf der Zahlengeraden gibt es unendlich viele irrationale Punkte – sogar viel mehr als rationale Punkte.

·        Intervallschachtelung

Durch systematisches Probieren finden wir  :

Da

liegt P im Intervall

der Länge

12 < 2 < 22

[1; 2]

1

1,42 < 2 < 1,52

[1,4; 1,5]

0,1

1,412 < 2 < 1,422

[1,41; 1,42]

0,01

1,4142 < 2 < 1,4152

[1,414; 1,415]

0,001

1,41422 < 2 < 1,41432

[1,4142; 1,4143]

0,0001

1,414212 < 2 < 1,414222

[1,41421; 1,41422]

0,00001

M

M

L   M

Unser Vorgehen wird an der Zahlengeraden besonders deutlich:

Wir erhalten eine Folge von Intervallen:

            I0 = [1; 2]; I1 = [1,4; 1,5]; I2 = [1,41; 1,42]; …

Eine Folge I0, I1, I2, …, In, … von unendlich vielen Intervallen heißt Intervallschachtelung, wenn

1. jedes Intervall im vorangehenden vollständig enthalten ist und

2. die Länge der Intervalle mit wachsendem n beliebig klein wird.

·        Das Heron-Verfahren

Nach Wahl eines Startwertes x0 liefert die Iterationsformel

  immer bessere Näherungswerte x1, x2, … für  . xn weicht vom exakten Wert für   um weniger als   ab.

2.4 Die Menge der reellen Zahlen 

Die rationalen Zahlen und die irrationalen Zahlen bilden zusammen die Menge der reellen Zahlen .

Die rationalen Zahlen lassen sich durch endliche oder unendliche periodische Dezimalbrüche darstellen.

Zahlen, die sich durch unendliche nichtperiodische Dezimalbrüche darstellen lassen, heißen irrationale Zahlen.

Rationale Zahlen:                      

Irrationale Zahlen: 0,12 122 1222 12222 …      0,23456789 2022232425…    0,785453896247986923565885…

            

2.5 Der Körper der reellen Zahlen

 

Addition

Multiplikation

(E) Sind  , dann gilt:

(K) Für alle   gilt:

(A) Für alle   gilt:

(N) In  existiert das

mit der Eigenschaft

neutrale Element 0

neutrale Element 1

(I) Für jedes   gibt es

mit der Eigenschaft

ein inverses Element – a

ein inverses Element 

 , falls 

(D) Für alle   gilt:

Ordnungsaxiom:      Für   gilt:  oder  oder  .

(O1) Wenn   und  , dann ist  .

(O2) Wenn  , dann  .

(O3) Wenn   und  , dann ist  .

Vollständigkeitsaxiom:

Jedem Punkt der Zahlengerade lässt sich eine Zahl zuordnen.

  ist kein Körper.

  ist ein geordneter Körper, aber nicht vollständig.

  ist ein vollständig geordneter Körper.

2.6 Rechenregeln für Wurzeln

Multiplikationsregel:

Für beliebige Zahlen   gilt:                  

allgemein:         Für   gilt:  .

Divisionsregel:

Für beliebige Zahlen   und   gilt:   

allgemein:         Für   und  \  gilt:  .

  lässt sich im allgemeinen nicht vereinfachen.

Summen und Differenzen lassen sich nur mit Hilfe des Distributivgesetzes zusammenfassen.

Einen rationalen Nenner erreicht man durch Erweitern mit einem Wurzelwert oder mit einer irrationalen Summe unter Anwendung der dritten binomischen Formel.

                       

Zu jedem Radikanden   gibt es genau einen Wurzelwert  . Deshalb gilt:

Zwei Quadratwurzeln   und   sind genau dann gleich, wenn ihre Radikanden a und b gleich sind.

                     <=>     

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